Nach der Beurlaubung von Niclas Hildebrand (rechts) kündigte Erfolgstrainer Jürgen Wagner als Head of Beach. (Foto: Conny Kurth)

23Aug2022

Beach: Jürgen Wagner kündigt dem DVV

Die Gerüchte gab es schon länger, nun ist es offiziell: Im Zuge der Beurlaubung von Sportdirektor Niclas Hildebrand hat ­Jürgen Wagner seinen Job beim Deutschen Volleyball-­Verband (DVV) gekündigt. Der Mann, der Brink/Reckermann und Ludwig/Walkenhorst zum Gewinn von Olympiagold führte, wird dem DVV am Bundesstützpunkt in Hamburg nicht mehr als Head of Beach zur Verfügung stehen.

Mit der EM endete seine Tätigkeit. Dem VM gab er ein exklusives Statement und betonte, für weitere Anfragen nicht zur Verfügung zu stehen. Hier ist Wagners Erklärung im Wortlaut:

„In den letzten Monaten hat sich bei mir immer mehr die Überzeugung verstärkt, dass die Unterstützung für den Höchstleistungsbereich Beachvolleyball nicht im Fokus des DVV liegt. Mir ist bewusst, dass es bedeutsame Bereiche im Verband gibt, die mit Aufmerksamkeit und Unterstützung ­bedacht werden müssen. Andererseits bin ich der Überzeugung, dass im deutschen Beachvolleyball nur eine hundertprozentige Fokussierung und das permanente Arbeiten an Grenzen eine Erfolgschance – sprich Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften ermöglicht.
Ich glaube, dass wir am Hamburger Bundesstützpunkt in Zusammenarbeit zwischen Niclas Hildebrand, Bernd Schlesinger und mir strukturell und im Segment der sportartspezifischen Fachlichkeit eine extrem positive Entwicklung darstellen konnten. Ergänzend konnten wir Personalstrukturen optimieren und auf eine völlig andere Arbeitsebene bringen. Rückmeldungen fast aller Spieler bestätigen, dass wir in dieser Dreierkonstellation unterschiedliche Rollen gezielt bedient und mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln für unser Ziel gekämpft haben, maximale Qualität und Medaillen bei Großveranstaltungen zu erreichen. 
Durch die Freistellung von Niclas Hildebrand sehe ich keine Möglichkeit, hohe Ziele zu realisieren. Letztendlich bin ich in zu wenige interne Prozesse involviert und habe zu wenig politisches Hintergrundwissen, um mir ein ­Urteil erlauben zu können, ob die Freistellung notwendig war. Hilfreich und sinnvoll im Sinne der maximalen sportlichen Entwicklung ist sie auf keinen Fall.
Als ich vor zwei Jahren meinen Job als Head of Beach in Hamburg antrat, haben wir dem DVV, dem DOSB und der Stadt Hamburg ein Konzept vorgestellt, das alle super fanden. Seitdem haben wir daran gearbeitet, es umzusetzen, was auch gut funktionierte. Es geht nicht nur darum, Erfolge zu generieren, sondern auch, Strukturen zu entwickeln. Schwerpunkte waren unter anderem die Arbeit mit Spielern im mentalen Bereich und die Kooperation mit den Paderborner Kollegen Jochen Dirksmeyer und Christian Muri im präventiv gesundheitlichen Bereich.  Um solche Bausteine zu entwickeln, musst du Entscheidungen treffen, und das ist nicht immer angenehm und sorgt für Diskussionsbedarf. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier von Höchstleistungssport sprechen, wir müssen täglich Grenzgänger sein.
Durch die Beurlaubung von Niclas Hildebrand sehe ich für mich – egal wie viel Energie ich reingebe – keine Möglichkeiten, meine und unsere Ziele zu erreichen. Aus meiner Sicht hat Niclas einen hervorragenden Job ­gemacht, die Trennung ist nicht nachvollziehbar und eine deutliche Schwächung unserer Sportart. Mir ist jedoch auch wichtig, zu betonen, dass ich mit allen Ansprechpartnern beim DVV ein intaktes und respekt­volles Verhältnis habe. Ob und falls ja in welchem Bereich ich mich weiter im Höchstleistungssport engagiere, werde ich in den nächsten Monaten entscheiden.” 

Von:  fex

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