Zwei sinnvolle Hilfen für das Angriffstraining
Der ehemalige Nachwuchs-Bundestrainer Jens Tietböhl, mittlerweile in Dresden tätig, beschrieb in der März-Ausgabe des Jahres 2003, wie er im Training zwei sinnvolle Hilfen für das Angriffstraining nutzt.
Als ich im vergangenen Jahr mit der deutschen Jugend-Auswahl im Volleyballinternat der polnischen Nationalmannschaft in Polen war, fiel mir auf, dass die Trainer und Spielerinnen dort sehr intensiv mit Blockbrettern arbeiteten. In den Länderspielen gegen unser Team schlugen die polnischen Mädchen zudem immer wieder sehr hart und erfolgreich an unserem Block vorbei. Ich selbst kenne das Training mit Blockbrettern auch noch aus meiner aktiven Zeit als Leistungssportler. Damals hingen wir Schneeschieber umgekehrt ins Netz und trainierten damit den Angriff gegen den Block. Die Blockhände, die ich im Training benutze, sind also eigentlich keine neue Erfindung. Statt diesen kann man beispielsweise auch Weichbodenmatten hochkant ans Netz stellen oder Boxerkrallen auf Besenstiele stecken. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt – wichtig ist nur, dass der Sportler die Blockimitation visuell erkennt und entsprechend versucht, gegen diese eine optimale Lösung zu finden.
Mit Hilfe der Blockhände die Angriffstechnik stabilisieren
In erster Linie nutze ich die Blockhände zur Schulung des individuellen Handlungsrepertoires der Angreifer sowie zur Stabilisierung der Angriffstechnik. Dabei trainiere ich in kleinen Gruppen von zwei bis drei Spielern. Die Spieler verbessern neben Timing und Schlagtechnik (ist der Abstand zum Ball nicht groß genug, wird der Ball immer in den Blockhänden landen) ihre Schlagvariabiltät. Auch bei dichten Bällen müssen sie die erbarmungslos übergreifende Holzhand überwinden. Möglich ist das durch gezieltes Anschlagen oder durch Finten. Der harte Diagonalschlag, mit weitem Aufdrehen der rechten oder linken Schlagschulter wird durch das enorme Übergreifen der Blockhände genauso geschult wie der verdeckte Longlineschlag.
Weiterhin lernt der Spieler die Blockwahrnehmung. Er muss außerdem mit dem Druck umgehen können, den optimal stehenden Holzblock überwinden zu müssen. Das lässt sich im Training durch das Prinzip der Einmaligkeit noch verstärken: Der Spieler erhält dabei nur eine Chance, die Aktion erfolgreich auszuführen. Es bestehen auch gute Möglichkeiten, mit Hilfe der Blockhände die Beobachtung und Wahrnehmung in der Feldabwehr zu schulen. Da sich die Position des Brettes nicht verändert und damit eine feste Orientierung vorliegt, können die Abwehrspieler in der ersten Lernphase Angreifer und Ball beobachten und darauf reagieren.
Grundsätzlich sollte der Angriff nie ohne Block trainiert werden. Durch das immer gleich positionierte Blockbrett und die reduzierte Sprungbelastung (kein Blocksprung) können sich die Spieler auf die technischen Schwerpunkte im Angriff konzentrieren. Es ist auch möglich, allein mit den Blockhänden zu traiinieren. Diese dazu einfach in das Netz einhängen und sich die Bälle selbst anwerfen.
Wenn Spieler fehlen, werden die Blocker durch Hilfsmittel ersetzt
Im Mannschaftstraining allerdings sollten die Blockhände im Normalfall keine Verwendung finden. Hier ist die Gefahr zu groß, dass die Blockschulung vernachlässigt wird. Stattdessen sollten die Angreifer im mannschaftstaktischen Training beobachten, was die lebenden Blockhände in der Luft machen und darauf reagieren können. Eine Ausnahme ist jedoch erlaubt: Sind zu wenig Spieler im Training (beispielsweise neun beim Block-Abwehr-Training), kann man die Blockspieler auf einer Seite durch die Holzhände zu ersetzen. Die Spieler trainieren dann den Komplex II (Angriff aus der Abwehr) ohne aktiven, eigenen Block, die auf der anderen Seite den Komplex I (Angriff aus der Annahme).
Der Therastab dient der Verbesserung des Armzugs
Ein anderes Gerät, dass ich gern im Training benutze, ist der Therastab. Auch das Theraband oder der Theraball sind für die Spieler ideale Ausbildungshilfen zum Kräftigen der Muskulatur oder für die Entwicklung der Nebenmuskelgruppen.
Ich benutze den Therastab als Wurfinstrument im Angriffstraining. Damit verbessert sich die Schnelligkeit des Armzuges. Der größte Vorteil der Therastäbe liegt in der einfachen Anwendung. Ein Medizinball lässt sich nur sehr schwer mit einer Hand fassen – damit gehen beim Wurf Tempo und Zuggeschwindigkeit verloren. Der Therastab ist griffig und rutscht nicht durch die Hände. Ein schneller Armzug mit hundertprozentigem Zug bis zur letzten Armstreckung kann also ohne Probleme durchgeführt werden. Außerdem passt er locker in jede Trainingstasche und ist leicht zu transportieren. Auch in kleineren Hallen kann der Stab verwendet werden.
Beim Training ist ein besonderes Augenmerk auf die letzte Phase des Wurfes zu legen. Sie muss besonders schnell abgeschlossen werden, damit sich die Schnelligkeit des Armzuges auch deutlich verbessert. In erster Linie gehören sowohl das Training mit den Blockhänden als die Würfe mit den Therastäben in die Nachwuchsausbildung. Beide Geräte können jedoch auch im Erwachsenentraining Anwendung finden. Mit den Therastäben kann auch hier noch die Schlaggeschwindigkeit verbessert werden. Die Blockimitation kann zur taktischen Ausbildung genutzt werden
Die Originalbezeichnung für diese Stäbe lautet Theraband ,Flexbar’. Sie gibt es mit einer Länge von 30 cm und mit unterschiedlichen Stärken, Farben und Gewicht: weich (rot, 330 g), mittel (grün, 430 g), hart (blau, 520 g).
Therastäbe
Sie können auch einen Einkaufswagen als Ballwagen nutzen. In diese passen viele Bälle hinein und sie sind flexibel einsetzbar. Eine weitere Alternative sind Kästen, deren Oberteil umgedreht wird.
Ballwagen
Mit unterschiedlichen Netzhöhen haben Sie die Möglichkeit, variabler zu trainieren. So kann das Netz den Übungen und dem Niveau angepasst werden. Z. B.: Beim Blocktraining das Netz nur so hoch hängen, dass alle Spieler problemlos blockieren können.
Unterschiedliche Netzhöhen
Nutzen Sie einen Joghurtbecher, um eine Zone oberhalb des Netzes zu markieren: Kleine Löcher in die Wände beider Joghurtbecher bohren und ein Gummiband durchziehen. Dann die Becher auf die Antennen setzen. Das Band markiert die Zone nach oben.
Joghurtbecher
Von: Jens Tietböhl