Seit 2006 sind die Pokalfinals in Halle/Westfalen ein Fest für Fans und Aktive. Foto: DVL

13Feb2010

Endres: „Arbeit der Vereine ist hoch einzuschätzen”

Eine verlängerte Satzpause beim Spitzenspiel in Berlin, Tätlichkeit eines Spielers gegen einen Linienrichter in Düren, erneute Unsicherheit beim VC Franken und die Aussicht auf ein ausverkauftes GERRY WEBER STADION bei den Carolinen Volleyball DVV-Pokalfinals am 7. März – in der Volleyballszene ist allerhand los. In einem Interview spricht Thorsten Endres, Geschäftsführer der Deutschen Volleyball-Liga mit Sitz in Berlin, über die Entwicklungen in den höchsten deutschen Spielklassen.
 
Herr Endres, was beschäftigt Sie derzeit mehr: Die sportliche Lage auf den Spielfeldern oder das, was sich Drumherum ereignet?
Grundsätzlich beschäftigen wir uns im DVL-Center immer mehr mit dem Drumherum, als mit der sportlichen Lage. Das ist ja auch unsere Aufgabe. Für den sportlichen Bereich sind die Trainer und Spieler verantwortlich.


Die Verlängerung einer Satzpause durch den VfB Friedrichshafen beim Topspiel in Berlin vor fast 4800 Zuschauern am vergangenen Samstag hat für Wirbel gesorgt. Wie lange darf eine Pause zwischen den Sätzen dauern?
Die Satzpausen betragen gemäß den Internationalen Volleyballregeln drei Minuten. Hiervon abweichend gibt es in der Bundesliga eine optionale 10-Minutenpause zwischen dem zweiten und dritten Satz, die vom Heimverein vorab angefragt werden kann.

Gibt es da eine Lücke in den Spielordnungen?
Nein, die gibt es nicht. Wir haben in dieser Woche intern sehr intensiv das Ordnungswerk geprüft und uns sowohl mit unseren Ordnungsexperten als auch den internationalen Kollegen abgestimmt. Der Schiedsrichter hat in Berlin sehr umsichtig und ordnungskonform gehandelt.


In Düren lagen wohl bei Christian Dünnes, einem erfahrenen Spieler, der sonst als die Ruhe in Person gilt, die Nerven blank und er soll sich eine Tätlichkeit gegen einen Linienrichter erlaubt haben. Stimmt das?
Nach dem Bericht des Schiedsgerichtes ja.


Ist die Aktion sanktioniert worden?
Der erste Schiedsrichter hat die Aktion im Spiel nicht wahrgenommen und wurde vom Linienrichter auch nicht darauf aufmerksam gemacht. Nach dem Spiel hat das
Schiedsgericht dann die Disqualifikation in den Spielberichtsbogen eingetragen. Eine solche nachträgliche Disqualifikation kann es auf Grundlage des Ordnungswerks und dem Prinzip der Tatsachenentscheidungen aber nicht geben, da der erste Schiedsrichter bereits im Spiel durch eine entsprechende Information des Linienrichters Kenntnis von dem Vorfall hätte erlangen müssen. Aus diesem Grund hat der zuständige Staffelleiter in enger Abstimmung mit uns entschieden, keine Sperre aufgrund einer Disqualifikation auszusprechen. Was genau vorgefallen ist und ob es eventuell noch eine Sperre am "grünen Tisch" geben wird, prüfen wir derzeit.


Ein anderes Thema kommt leider nicht zur Ruhe. Vor zwei Wochen schien der VC Franken wirtschaftlich für die aktuelle Saison gerettet zu sein. Jetzt gibt es erneut Unruhen in Bamberg. Wie bewerten Sie die Situation und welche Konsequenzen zieht die DVL?
Unser Wirtschaftsprüfer Volker Neumann von der ASNB in Düsseldorf und wir stehen mit den Verantwortlichen des VC Franken in sehr engem Kontakt. Nach den uns vorliegenden Informationen haben Spieler und Trainer bis zum jetzigen Zeitpunkt ihre Gehälter ausgezahlt bekommen. Es ist richtig, dass der Verein aufgrund – im übrigen auch zwischenzeitlich von der Staatsanwaltschaft verfolgter – mutmaßlicher krimineller Energie seines ehemaligen Vorsitzenden in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Wir werden die schwierige Situation in Bamberg weiter intensiv verfolgen und in Abstimmung mit den Verantwortlichen vor Ort umsichtig und im Interesse aller Beteiligten die erforderlichen Maßnahmen und Entscheidungen treffen.


Offenbar ist in den Klubs deutlich zu spüren, dass sie mächtig unter Druck stehen. Für manche Teams steht beispielsweise in den nächsten Wochen einiges auf dem Spiel. So wie bei den Carolinen Volleyball DVV-Pokalfinals am 7. März im GERRY WEBER STADION in Halle/Westfalen. Auf dieses Highlight werden Sie sich doch garantiert freuen?
Gemeinsam mit den beteiligten vier Vereinen, dem DVV, Gerry Weber, dem Westdeutschen Verband und uns laufen die Vorbereitungen auf das Pokalfinale auf vollen Touren. Natürlich freue ich mich darauf! Es ist die beste Volleyballveranstaltung, die wir in Deutschland haben.

Vor gut zwei Wochen gab es die Meldung von rund 7500 schon verkauften Tickets. Gibt es einen neueren Stand? Werden wir möglicherweise zwei Endspiele vor ausverkauftem Haus erleben?
Nach derzeitigem Stand gehen wir in diesem Jahr wieder von einem ausverkauften Haus aus. Die Fans und Zuschauer dürfen sich auf ein absolutes Highlight freuen.


Offenbar haben auch die Vereine gute Arbeit geleistet. Düren kommt mit einem Sonderzug für rund 1000 Fans. Aus Suhl werden 1200 Fans mit mindestens 19 Bussen anreisen.
Absolut, die Arbeit der Vereine kann man nicht genug wertschätzen. Eine tolle Entwicklung, die wir gemeinsam mit den Klubs in den vergangenen Jahren initiieren konnten. Jeder Verein ist bemüht, mehr Zuschauer als der Gegner mit nach Halle zu bringen und sich durch die Unterstützung der Fans möglicherweise einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Diese Fankultur hat es in dem Maße bislang im Volleyball nicht gegeben. Es wäre schön, wenn diese Welle auch für die Bundesligaspiele überschwappen würde.


Aber nicht nur national sorgen die DVL-Klubs für Aufsehen. Friedrichshafen steuert Kurs Richtung Play-off der besten sechs Klubs in der Champions League. Schwerin steht im Viertelfinale des CEV-Cups. Der SCC Berlin bei den Männern und der Dresdner SC bei den Frauen haben das Viertelfinale im Challenge Cup erreicht. Eine tolle Zwischenbilanz?
Den im diesjährigen Europapokal beteiligten Mannschaften kann man nur gratulieren. Sie sind mehr als würdige Repräsentanten der DVL in Europa und die sportlichen Ergebnisse zeigen, dass die Deutsche Volleyball-Liga europäisch konkurrenzfähig ist und die Vereine hervorragende Arbeit leisten. Das ist sowohl für das Image des deutschen Volleyballs insgesamt aber auch für den Arbeitsplatz Bundesliga eine erfreuliche Entwicklung.


Schlussfrage: Wer gewinnt die Pokalfinals und wer wird Meister?
(lacht) Es erwartet jetzt niemand eine andere Antwort von mir als: Ich wünsche den Fans und uns allen hochklassige und spannende Spiele, bei denen am Ende der Bessere gewinnen möge.

Von:  DVL/weg

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