Das war nix: Deutschland hat gegen Kuba mit 0:3 verloren. Foto: FIVB

12Jun2010

Ernüchterung: 0:3 gegen Kuba in der Weltliga

Die Landung auf dem Boden der Tatsachen war hart: 0:3 (24:26, 18:25, 19:25) haben die deutschen Volleyballer ihr erstes Auswärtsspiel in der Weltliga 2010 gegen Kuba verloren. Vor 7500 Zuschauern im Ciudad Deportiva in Havanna war das Duell der bislang ungeschlagenen Teams in der Vorrundengruppe D ein einseitiges Vergnügen. Die Gastgeber überzeugten in allen Elementen, während die Auswahl von Bundestrainer Raul Lozano eine einzige Enttäuschung war. „Das war unser schlechtestes Spiel in diesem Jahr”, sagte Lozano nach den knapp 80 Minuten Spielzeit. „Aber Kuba ist eben auch nicht Polen, das ist eine ganz andere Hausnummer, deshalb hält sich meine Überraschung in Grenzen”, so der gebürtige Argentinier. Am vergangenen Wochenende hatten die Deutschen mit zwei Siegen (3:1 und 3:0) gegen Europameister Polen einen glänzenden Auftakt in die erste Weltliga-Teilnahme seit sechs Jahren erwischt. Zeitgleich hatte Kuba gegen Argentinien mit 3:1 und 3:2 gewonnen.

Vor dem Aufeinandertreffen in der kubanischen Hauptstadt hatten beide Trainer, Raul Lozano (Deutschland) und Orlando Samuels Blackwood (Kuba) auf das junge Alter ihrer Teams hingewiesen, denen es an Erfahrung auf internationalem Parkett fehle. Doch für Kuba ist es die 20. Teilnahme in Serie am Konzert der besten Volleyball-Nationen. „Das haben wir heute zu spüren bekommen”, so Lozano. „Wir haben unter der Woche gut gearbeitet und eine solche Leistung habe ich nicht erwartet.”

Auch die Spieler gingen hart mit sich selbst ins Gericht. Libero Ferdinand Tille vom deutschen Vizemeister Generali Haching sagte: „Das waren nur zwanzig Prozent von dem, was wir können. Eigentlich waren wir in allen Bereichen schlecht.” Mittelblocker Marcus Böhme (VfB Friedrichshafen) meinte. „Wir haben nicht das abgerufen, was wir können.” Spielführer Björn Andrae forderte, dass „wir morgen schneller ins Spiel finden und aggressiver spielen müssen. Außerdem muss mehr Mut her, heute waren wir viel zu ängstlich.”

Am Samstagabend findet um 20.40 Uhr Ortszeit (2.40 Uhr deutscher Zeit) das zweite Duell gegen Kuba statt. Tags darauf fliegt die deutsche Delegation dann nach Argentinien weiter zum Teil zwei ihrer Auswärtsaufgaben in der Weltligaserie. Am kommenden Wochenende stehen zwei Spiele in Catamarca gegen die Südamerikaner an. Argentinien hat am Freitagabend zuhause gegen Polen mit 1:3 verloren und ist damit aktuell siegloses Schlusslicht in der Vorrundengruppe D.

Stimmen zum Spiel:Marcus Böhme: Wir haben nicht das abgerufen, was wir können. Und das eigentlich in allen Bereichen. Wir haben nicht die taktische Richtlinie eingehalten oder mal ein Gegenmittel gefunden. Auswärts zu spielen ist immer etwas anderes als zuhause. Aber das war heute nicht ausschlaggebend, denn die Stimmung war ja nicht gegen uns gerichtet.

Denis Kaliberda: „Wir haben den Sideout der Kubaner nie in den Griff bekommen. Unser Sideout war auch nicht gut, da verliert man dann halt so ein Spiel so klar. Wir haben viel zu viele Eigenfehler gemacht.”

Ferdinand Tille: „Das waren nur zwanzig Prozent von dem, was wir können. Im Aufschlag kein Druck, in der Annahme nicht stabil und im Angriff so gut wie keinen Punkt gemacht. Eigentlich waren wir in allen Bereichen schlecht.”

Spielführer Björn Andrae: „Wir haben unsere Ziele nicht umgesetzt. Im Aufschlag sollte Druck gemacht werden, im Block- und Abwehrbereich wollten wir uns voll reinhängen. Aber nichts hat geklappt, deshalb war es ein so klares 0:3. Wir müssen morgen schneller ins Spiel finden und aggressiver spielen. Außerdem muss mehr Mut her, heute waren wir viel zu ängstlich.”

Spielführer Simon Aties Robertlandy (Kuba): Heute waren wir in allen Elementen besser. Das sollte auch morgen unser Ziel sein, um auch das zweite Spiel zu gewinnen.

Nationaltrainer Raul Lozano (Deutschland): „Das war unser schwächstes Spiel in diesem Jahr. Angriff, Block, Abwehr, überall gab es Probleme. In vielen Situationen waren wir nicht präzise genug. Hoffentlich wird es morgen nicht wieder so einseitiges Spiel. Wir haben unter der Woche gut gearbeitet und eine solche Leistung habe ich nicht erwartet. Es kamen viele Faktoren zusammen: ein langer Flug, die Zeitumstellung, das Klima, der Kopf ist nicht frei und dann das Allerwichtigste: Kuba spielt nicht nur anders als Polen, sondern besser. Im ersten Satz hatten wir unsere Chancen, haben sie aber nicht genutzt. Wenn wir den gewinnen, macht es vielleicht Klick im Kopf, um mental besser da zu sein. Es hat auch ein bisschen der Glaube gefehlt, es besser machen zu können. Abwehr gab es heute keine, die Annahme war wackelig. Von allen Gegner in diesem Jahr war Kuba der stärkste und hat bewiesen, warum er in der Weltrangliste deutlich besser steht als wir. Wir müssen morgen aggressiver und überzeugter an die Sache herangehen.

Nationaltrainer Orlando Samuels Blackwood (Kuba): „Gegen Polen haben die Deutschen ganz anders gespielt, wir haben ja das Video studiert. Heute haben sie es nicht geschafft, dieses Niveau zu erreichen. Wir werden in jeder Partie ein Stück besser, aber es gibt noch genug Dinge, die wir verbessern müssen.”

Zum Spielverlauf: Satz eins: Nach einer 3:0 Führung durch gute Aufschläge von Max Günthör schien es, als sei das deutsche Team bereits früh gut im Rhythmus. Nach dem 6:5 durch Georg Grozer kam aber Kuba besser ins Spiel und machte vier Punkte in Serie (9:6). Dieser Drei-Punkte-Vorsprung hielt bis zum 20:17 an. Dann hatte Günthör wieder eine Aufschlagserie, mit der die Kubaner Probleme bekamen (20:20). Bis zum 23:23 blieb es ausgeglichen, bei 24:23 vergeigte Leal Hidalgo Joandry mit einem Fehlaufschlag den ersten Satzball. Der zweite saß dann aber, als Sebastian Schwarz eine Annahme total misslang (26:24 für Kuba).
Satz zwei: Ein Festival der Fehlaufschläge. Von den insgesamt 18 Punkten für Deutschland war genau die Hälfte durch verschlagene Aufgaben der Kubaner zustande gekommen. Sinnbild für die immer schwächer werdende Leistung der Deutschen. Georg Grozer machte nach neun Punkten im Auftaktsatz nur noch einen im zweiten Durchgang. Sebastian Schwarz gelang gar kein Punkt mehr, Robert Kromm saß bereits nur noch auf der Bank. Einzig Marcus Böhme konnte sein Konto von eins auf fünf hochschrauben.
Satz drei: Ähnlich wie in Satz eins sah es nach einem 3:0 und 5:3 gar nicht so schlecht aus für das DVV-Team. Aber Kuba holte wieder auf: 8:7 Führung bei der ersten technischen Auszeit, 14:12 für Lozanos Team, aber ab 15:14 wollte nichts mehr gelingen. Ein Angriff von Grozer zum 17:21 war der letzte selbst erspielte Punkte, den Rest besorgten die Kubaner durch zwei Fehlaufschläge.
Punktbester Spieler bei den Deutschen war Georg Grozer (14). Drei mehr gelangen dem Kubaner Leal Hidalgo Joandry (17).

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