Polizeischutz bekamen die Schiris in Catamarca, weil argentinische Betreuer sich als schlechte Verlierer erwiesen. Foto: Klaus Wegener

20Jun2010

DVV-Team weiter auf Erfolgskurs

Das war nichts für schwache Nerven. Aber nach einem Krimi im argentinischen Catamarca vor 6000 Zuschauern darf die Männer-Nationalmannschaft der Volleyballer weiter von einem Coup in der Weltligaserie 2010 träumen. Mit 3:1 (34:32, 25:18, 18:25, 30:28) hat sie am Samstagabend auch das zweite Duell in Argentinien gewonnen. Tags zuvor gab es ein 3:0 gegen die Südamerikaner. Mit den beiden Siegen bleiben die Deutschen erster und hartnäckigster Verfolger von Tabellenführer Kuba, der sich zeitgleich im Heimspiel gegen Polen ein 0:3 und damit die erste Niederlage in der Vorrundengruppe D geleistet hat.

Nun kommt es am nächsten Wochenende zum Vergleich zwischen Deutschland und Kuba in Trier. Gespielt wird am 25. Juni (20 Uhr) und 26. Juni (14 Uhr) in der Arena Trier. Vier Tage später steigen in der Berliner Max-Schmeling-Halle die Rückspiele gegen die Argentinier.

„Es war unglaublich wichtig, beide Siege mit jeweils drei Punkten einzufahren. Jetzt geht es um alles gegen Kuba und dann auch gegen Argentinien”, freute sich Bundestrainer Raul Lozano.

Das deutsche Team hat es nun selbst in der Hand, sich den Traum vom Erreichen des Finalturniers der Weltliga zu erreichen, das vom 21. bis zum 25. Juli im argentinischen Cordoba stattfindet. Teilnehmen werden die vier Vorrundengruppensieger, der beste Zweitplatzierte und Gastgeber Argentinien.

Die argentinische Auswahl von Trainer Javier Weber muss bis dahin allerdings noch lernen, wie sich ein Verlierer würdig von der Bühne verabschiedet. Denn im Polideportivo Capital in Catamarca spielten sich nach dem letzten Ballwechsel unwürdige Szenen ab. Beim Stand von 28:28 im vierten Satz gab es ein Übertreten des argentinischen Zuspielers Nicolas Uriarte über die Mittelinie, was vom Schiedsrichter geahndet wurde und er sofort dem deutschen Spielführer Björn Andrae gegenüber auch eingestand. Auf der Trainerbank der Gastgeber machte sich jedoch heftiger Unmut breit und als Max Günthör mit einem Aufschlagnetzroller den fünften Matchball zum 30:28 nach einer Stunde und 56 Minuten Spielzeit verwandelte, rasteten einige argentinische Spieler und Betreuer aus und attackierten das Schiedsgericht. Die deutschen Spieler dagegen genossen ihren zweiten Auswärtserfolg in Argentinien nur für kurze Zeit auf dem Spielfeld und wurden dann von Lozano, dem gebürtigen Argentinier, in die Kabine geschickt, um nicht in die Tumulte verwickelt zu werden. Es dauerte einige Minuten, bis sich die Gemüter beruhigt hatten.

Allerdings hatte das Spiel auch von Beginn an jede Menge Dramatik zu bieten. Gegenüber dem Freitagspiel hatte Lozano zwei Änderungen in der Stammsechs vorgenommen. Im Außenangriff kam Italien-Profi Björn Andrae (Valentia) für Sebastian Schwarz (zuletzt Generali Haching). Auf der Liberoposition stand wieder Ferdinand Tille (ebenfalls Generali Haching) und nicht Sebastian Prüsener (Königs Wusterhausen).

„Es war heute von Anfang an ein Kopf-an-Kopf-Duell”, sagte Björn Andrae und weiter: „Es war klar, dass es um einiges schwieriger wird als gestern. Nach dem knapp gewonnenen ersten Satz hatten wir einen psychischen Vorteil.” Der war mit 34:32 nach dem fünften Satzball an die Deutschen gegangen. Die Hausherren hatten selbst fünf Satzbälle nicht nutzen konnten.

Satz zwei war eine klare Angelegenheit (25:18 für die Deutschen), ebenso wie Satz drei, den die Argentinier mit ebenfalls 25:18 verbuchten. Wie schon am Vortag war die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes sehr schwer ins Spiel gekommen. Außerdem „haben wir uns viel zu viele Eigenfehler geleistet”, sagte Andrae. „Im vierten Satz war es super eng und es hätte auch anders ausgehen können.”

Der einzige im deutschen Team, der dem verlorenen Satz etwas Positives abgewinnen konnte, war Teamarzt Toni Kass. Der frühere Nationalspieler hatte nämlich versprochen, im Falle zweier 3:0-Siege gegen Argentinien in einem Einteiler durch die Hotellobby zu spazieren, den ihm auf Kuba die dreifache Olympiasiegerin Mireya Luiz geschenkt hatte. 

Stimmen zum Spiel:

Björn Andrae (Spielführer Deutschland):

Ich war froh über mein erstes Weltligaspiel in diesem Jahr in der Anfangsaufstellung. Ich muss einfach mehr reinkommen ins Spiel und ins Team und das ist mir im ersten und zweiten Satz auch gut gelungen. Im dritten waren es auch bei mir zu viele Fehler. Ansonsten war ich recht konstant und konnte der Mannschaft auch gut helfen. Die Argentinier haben sehr viel besser angenommen als gestern und konnte daher auch schneller spielen. Dann wird es für jeden Mittelblocker schwerer. Sicher gibt es Verbesserungsmöglichkeiten auf allen Seiten.

 

Raul Lozano (Nationaltrainer Deutschland):

Wie erwartet, war das Spiel viel schwieriger als gestern. Im ersten und vierten Satz war es immer eng. Ab 22:22 ging es Punkt um Punkt gleichauf weiter, keiner konnte sich entscheidend absetzen. Meine Mannschaft hat insgesamt nicht so gut gespielt wie heute, aber auch, weil Argentinien besser war als am Tag zuvor. In den entscheidenden Momenten hatten wir aber die notwendige Ruhe, obwohl alle auf dem Feld in diesen Augenblicken übernervös waren. Es war unglaublich wichtig, beide Siege mit jeweils drei Punkten einzufahren. Jetzt geht es um alles gegen Kuba und dann auch Argentinien. Diese vier Spiele in Deutschland können entscheidend sein, denn in Polen wird es auf jeden Fall eine heiße Kiste sein.

 

 

Von:  Klaus Wegener

volleyball magazin - inhalt und probelesen
Wir auf Facebook
VM Probeheft
philippka shop
Leistungsreserve Athletiktraining
DVD • funktionelles Athletiktraining