Zwei Welten: Dominice Steffen liebt es, auf dem Volleyballfeld zu stehen, aber auch die Faszination des Theaters

11Feb2011

Dominice Steffen auf den Brettern, die die Welt bedeuten

„An einem Sommermorgen saß ein Schneiderlein auf seinem Tisch am Fenster, war guter Dinge und nähte aus Leibeskräften.” So heißt es im ersten Satz des Märchens „Das tapfere Schneiderlein” der Gebrüder Grimm. So kann man sich auch Dominice Steffen vorstellen, wenn sie im thüringischen Staatstheater in Meiningen in der Herrenschneiderei sitzt und Kostüme näht. Damit hat es sich aber schon fast mit den Gemeinsamkeiten zwischen dem armen Schneiderlein und der für den VfB Suhl spielenden Außen- und Diagonalangreiferin. Außer vielleicht der noch, dass sie beide dereinst in die Welt hinausgezogen sind, um ihr Glück zu suchen. 

Dominice Steffen hat es gefunden, diesen Eindruck vermittelt sie spürbar, wenn man sie in Meiningen und Suhl besucht. Seit 2008 spielt sie für den VfB, dessen damaliger Präsident Wolfgang Wehner sie mit einem überzeugenden Angebot vom Erstligakonkurrenten NA. Hamburg weg gelockt hat. Wehner konnte ihr einen Praktikumsplatz an dem renommierten Theater vermitteln, aus dem nach wenigen Wochen ein Ausbildungsplatz zur Herrenmaßschneiderin wurde. Für die 23-Jährige war es die richtige Entscheidung, weil es die perfekte Mischung ist: „Der Job ist für den Kopf anstrengend, der Sport für den Rest des Körpers.”

Es war auch die optimale Wahl für Dominice Steffen, sich für den Umzug nach Thüringen zu entscheiden. Denn seit dem 17. Lebensjahr war sie auf Wanderschaft. Geboren und aufgewachsen in Berlin, mit neun Volleyball angefangen beim VC Preußen Berlin in Hohenschönhausen, mit zwölf aufs Sportinternat, von dort über die Fördergruppe ins Bundesligateam des VCO Berlin, und mit 17 Jahren schon den ersten Einsatz in der Frauen-Nationalmannschaft. Die letzten drei Schuljahre hat sie in drei Bundesländern erlebt: Berlin, Braunschweig, Hamburg, wo sie schließlich das Abitur gemacht hat.

Nun ist sie im zweiten von drei Ausbildungsjahren zur Herrenmaßschneiderin. Was ein feiner Unterschied zur Damenschneiderin ist, wie ihre Ausbilderin Ingrid Clemen sagt: „Bei den Damen ist noch mehr filigranes Können erfordert.” Was nicht bedeutet, dass Dominice Steffen mehr für die groben Dinge einsetzbar ist, betont sie: „Dominice macht das sehr gut und es wäre schön, wenn sie bei der Ausbildung übernommen werden kann.”

Auf dem Volleyballfeld lief es dagegen zuletzt nicht so gut: Die Linkshänderin Dominice Steffen war wegen einer Operation an der linken Schulter außer Gefecht. Anfang des Jahres meldete sie sich zurück. Langsamer Aufbau, der Körper muss sich wieder an die Belastung gewöhnen. Erste Einsätze hatte sie schon und sie hat ein großes Ziel vor Augen. Am 6. März steht sie ab 13 Uhr mit dem VfB im Pokalfinale. Gegner ist das Team von Smart Allianz Stuttgart. Es ist ihr dritter Anlauf, im ostwestfälischen Halle den Titel zu gewinnen. Vor drei Jahren erlebte Dominice Steffen ihre Premiere in einem Pokalendspiel, damals trug sie noch das Trikot von NA. Hamburg und verlor das Finale mit 1:3 – gegen Suhl. Im letzten Jahr stand sie wieder auf dem Spielfeld in der schmucken Arena – dieses Mal mit Suhl, doch der Sieger nach vier Sätzen hieß  Dresdner SC. Nun soll es endlich klappen mit dem ersten Titelgewinn in ihrer noch jungen sportlichen Karriere. Es wäre auch ein Dankeschön an den Verein, die Stadt und die Fans: „Berlin ist zwar meine Heimat und die schönste Stadt Deutschlands. Aber hier in Suhl lebt es sich innerlich gelassener."

Von:  DVL

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