Julia Retzlaff (Schwerin) nimmt aus der Hand von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziére die Meisterschale in Empfang. Foto: Andreas Pipa

21May2011

Achter Meistertitel für Schwerin nach 3:0 in Dresden – Nach der Siegesfeier wird ein neuer Coach gesucht

Der Schweriner SC darf seit Samstagabend seinen Briefkopf ändern. „Deutscher Meister 2011” kann als neuer Eintrag aufgenommen werden, nach dem der SSC das Rückspiel der Play-off-Finals beim Dresdner SC mit 3:0 (25:23, 27:25, 25:18) gewonnen hat. Bereits im Hinspiel am Mittwoch hatten die Schwerinerinnen mit 3:2 gesiegt. Aus der Hand von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziére durfte Schwerins Spielführerin Julia Retzlaff die Meisterschale in Empfang nehmen. Zuvor hatten der DVL-Vorsitzende Michael Evers und DVV-Präsident Werner von Moltke die Medaillen und Urkunden an beide Endspielteilnehmer überreicht.

Es ist der achte Meistertitel für das Team aus Mecklenburg-Vorpommern seit der Vereinigung, der in der Dresdner Margon Arena vor ausverkaufter Halle mit 3.000 Zuschauern ausgiebig gefeiert wurde. Der letzte Punkt war gerade erfolgreich zum 25:15 im dritten Satz zu Boden gefallen, da hatte Michael Evers, der auch als Manager des Schweriner SC die Finals erlebt hat, eine SMS von Erwin Sellering, Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns, auf seinem Handy: „Glückwunsch. Irre.” Mit ganz vielen Ausrufezeichen. Es war die erste von vielen Glückwunsch-Botschaften, die die Schweriner Delegation erreichte. Augenblicke später stand die komplette Mannschaft dank einiger Bierduschen pudelnass auf dem Feld.

Unterdessen hatten sich die Dresdnerinnen in einer Hausmeisterkabine versammelt und mussten Tränen der Enttäuschung trocknen. Über Monate hatten sie die Bundesliga-Tabelle angeführt und in der Normalrunde auch nur eine Heimniederlage kassiert. Gegen den Drittplatzierten aus Schwerin kamen sie jedoch an ihre Grenzen. „Die Hölle brennt” hatten DSC-Fans auf ein riesiges Transparent geschrieben. Das kam auch hin. Doch Teil zwei des Motivationsversuches ging nicht auf: „Die Schale bleibt in Dresden”.

Knackpunkt des Spiels war der zweite Satz. Schwerin hatte Durchgang eins knapp mit 25:23 gewonnen, lag aber im zweiten Satz bereits mit 19:24 zurück. Dresden hatte in allen Play-off-Spielen jeweils den Auftaktsatz abgegeben und den zweiten dann gewonnen. Doch an diesem 21. Mai sollten auch sechs Satzbälle nicht reichen, um die Wende einzuleiten. Schwerin holte Punkt um Punkt auf, glich aus zum 24:24, lag noch einmal zurück, verwandelte aber gleich seinen ersten eigenen Satzball durch einen Angriff von Vendula Adlerova zum 27:25.

Danach war die Dresdner Gegenwehr endgültig gebrochen. Über 8:3, 13:6 und 18:13 steuerte Schwerin auf Meisterkurs. Erst als sich das Team bereits zu sicher fühlte kam noch einmal Spannung auf und der DSC verkürzte auf 18:20. Doch dank der überragenden Kroatin Mira Topic behielt Schwerin die Nerven. Nach 88 Minuten Spielzeit und dem 25:18 im dritten Satz war die Meisterschaft entschieden und die Bundesliga-Spielzeit 2010/2011 beendet.

Der Rest war eine riesige Jubelorgie einerseits und ein enttäuschtes Vizemeisterteam andererseits. Dresdens Trainer Alexander Waibl fand als erster Worte: „Gegen zwei Ausnahmespielerinnen wie Mira Topic und Patricia Thormann war heute kein Kraut gewachsen. Wir werden uns als faire Verlierer beweisen und gratulieren Schwerin zur Meisterschaft. Mein Team muss sich aber nicht verstecken, es hat trotzdem eine tolle Saison hinter sich.” Patricia Thormann war bereits am Mittwoch als MVP der Saison geehrt worden.

Michael Evers sagte: „Wir haben die beiden besten Teams der DVL im Finale gesehen. Vielleicht hatten wir im 2. Satz auch ein bisschen Glück, aber letztlich war es der Knackpunkt zum Sieg.” Allerdings mischte sich auch Wehmut in seine Worte: „Ich freue mich für Tore Aleksandersen, der diesen Titel verdient hat und für den es ein würdiger Abschied ist.” Wie nämlich am Rande der Finals bekannt wurde, war es das letzte Match des Norwegers Tore Aleksandersen als Schweriner Coach. „Ja, es stimmt”, sagte Aleksandersen selbst, „denn ich werde ab sofort die finnische Frauen-Nationalmannschaft trainieren.” Sprach’s und verschwand in der Jubelschar der Schweriner Fans, die sich mit Coach und Meisterschale gegenseitig fotografierten. Unterdessen begannen die Aufräumarbeiten der Dresdner Helfer. Kurze Zeit später machte sich der Schweriner Meistertross per Bus auf zur Rückfahrt, um in der Heimat die Feierlichkeiten fortzusetzen.

Ergebnisse – Play-off-Finale
Schweriner SC – Dresdner SC 3:2 (25:20, 20:25, 25:14, 21:25, 16:14)
Dresdner SC – Schweriner SC 0:3 (23:25, 25:27, 18:25)

 

Von:  DVL

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