Aus und vorbei? Nationalspieler Tim Broshog und seine Mitstreiter müssen sich wohl einen neuen Arbeitgeber suchen

04Mar2014

Es feht eine halbe Million Euro – Moers kann nur noch ein Wunder retten

Liga-Verband DVL nennt den Lizenz-Verzicht der Moerser Volleyballer einen harten Schlag. Fans wollen für Liga-Verbleib kämpfen. Am Tag nach der offiziellen Bekanntgabe, dass der Moerser SC für die nächste Saison keine Bundesliga-Lizenz mehr beantragen möchte, ist die Stimmung bei den Meisten, die es mit dem Traditionsclub halten, auf dem Tiefpunkt angekommen. Trainer Chang Cheng Liu wollte sich schon am Sonntag nicht dazu äußern, dass der Verein die Bundesliga aufgibt, weil ihm drei große Sponsoren und damit die Summe von 500 000 Euro abhandengekommen sind. Führungsspieler wie Kapitän Tim Broshog gingen auf Tauchstation, wollten offenbar am Telefon zu der misslichen Lage auch nicht Stellung nehmen.

Anders der Mann, der genauso für die Erfolgsgeschichte wie auch für das voraussichtliche Bundesliga-Aus des Moerser SC verantwortlich zeichnet. Günter Krivec stellte sich den Nachfragen zum Super-GAU im Moerser Sport und zeigte sich dabei sogar erleichtert. "Ich habe mich zwar sehr schwer mit dieser Entscheidung getan.

Aber jetzt, wo sie getroffen ist, ist mir eine Last von den Schultern gefallen", sagte der 71 Jahre alte MSC-Vorsitzende. Ihm war wichtig, einen klaren Schnitt zu machen. Nervenaufreibende und in der Öffentlichkeit stattfindende Rettungsversuche, wie sie aktuell beim Ligakonkurrenten Generali Haching vonstattengehen, wollte Krivec auf jeden Fall vermeiden. "Wir können nicht nach der Politik schreien, sondern müssen das selbst schultern. In anderen Bereichen gibt es viel größere Probleme", erklärte Krivec, der nach eigenen Aussagen gestern viele verständnisvolle Reaktionen auf seine Entscheidung erhielt.

Lukas Hollenberg war auf jeden Fall nicht dabei. Denn der Chef der aktuell rund 30 Mann starken Fangruppierung "Adlerblock" brauchte sogar ein Taschentuch, als er von der neuen Entwicklung erfuhr: "Ich bin in Tränen ausgebrochen. Wie sich die Mannschaft in der Rückrunde entwickelt hat, haben wir davon geträumt, dass der MSC künftig an glorreiche Zeiten anknüpfen kann. Und jetzt das." Doch abfinden wollen er und seine Mitstreiter sich nicht mit dem Aus. Sie wollen sich gemeinsam mit anderen Fans Aktionen ausdenken, um den Verein dazu zu bringen, umzudenken.

"Wir kämpfen so lange, bis die Lizenz-unterlagen eingereicht sind", sagte Hollenberg. Für Günter Krivec ist die Entscheidung allerdings endgültig, wobei er noch ein Hintertürchen offenlässt. Er will eine Mitgliederversammlung einberufen: "Sollte es da jemanden geben, der eine Lösung hat, höre ich mir die gerne an. Aber ich bin jetzt 30 Jahre im Geschäft. Wenn es mir nicht gelingt, neue Sponsoren zu finden, dann gelingt das niemandem."

So sieht es so aus, als würde die Volleyball-Bundesliga nach Bottrop und sehr wahrscheinlich Unterhaching nun auch den MSC verlieren. "Das ist natürlich ein harter Schlag für den Volleyballsport, der verdammt wehtut. Aber dieser Rückschritt darf uns nicht auf unserem positiven Weg aufhalten", sagte gestern Klaus-Peter Jung, Geschäftsführer des Liga-Verbandes DVL, auch mit Blick auf den im Vorjahr zusammen mit den Bundesligisten auf den Weg gebrachten Masterplan. Dass der MSC den in einer Pressemitteilung auch als Grund anführt, sich für den Lizenzverzicht entschieden zu haben, kann Jung nicht nachvollziehen: "Unser Ziel ist es, uns durch eine Professionalisierung auf allen Ebenen für die Zukunft besser aufzustellen. Doch vieles ist noch gar nicht endgültig festgezurrt. Wir haben klar kommuniziert, dass wir nachjustieren müssen, wo es berichtigte Kritik gibt."

Für den MSC geht es jetzt darum, die restliche Bundesliga-Saison inklusive der Play-offs vernünftig über die Bühne zu bringen. Krivec sieht keine Probleme mit der Motivationslage der Spieler: "Einen Leistungsabfall wird es nicht geben. Im Gegenteil, die Spieler werden sich durch gute Leistungen für andere Vereine empfehlen wollen."

Während sie in Moers genügend mit sich selbst zu tun haben, macht sich ein User des Forums auf der DVV-Homepage grundsätzliche Probleme, schließlich ist Bottrop schon aus der 1. Liga verschwunden und auch in Haching drohen die Lichter auszugehen. "Da es anscheinend immer schwieriger wird, ein Starterfeld für die Erstliga zusammenzubekommen, sollte man sich bei der DVL vielleicht überlegen, eine gemeinsame 1.Liga mit Österreich und der Schweiz durchzuführen. Wäre sportlich attraktiver und wäre ein Alleinstellungsmerkmal des Volleyballsports, das auch mediale Aufmerksamsamkeit finden würde."

Von:  David Beineke/RP Online

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