Hahn im Korb: Andreas Künkler mit seinen Spielerinnen Ilka Semmler (links) und Katrin Holtwick

08Jan2014

Andreas Künkler im Interview: Wir verlieren den Anschluss

Auf dem Hauptausschuss am 23. November in Frankfurt am Main wurde Dr. Andreas Künkler zum Vize-Präsident Sport Beachvolleyball im Deutschen Volleyball-Verband (DVV) gewählt. Diese Position ist neu und damit erstmals in der DVV-Historie besetzt. Welche Ziele Künkler, der in der Rubrik Volleyball-Training des vm als Schriftleiter Beach fungiert, in seiner neuen Rolle verfolgt, warum er sich zur Verfügung stellt und wie er den aktuellen Zustand des deutschen Beachvolleyballs einschätzt, verrät er im Interview, das auf der Homepage des DVV erschien.

Wie kam es dazu, dass Sie für einen Posten im DVV kandidierten?
Künkler: Angesprochen wurde ich von Jürgen Wagner und Michael Evers, die beide befürworteten, dass dieses vom Vorstand beschlossene neue Amt durch einen Experten aus dem operativen Geschäft besetzt werden soll. Sie haben mich in mehreren Gesprächen über den Sommer hinweg überzeugt.

Warum haben Sie sich zur Wahl gestellt?
Künkler: In erster Linie, um den Leistungssport Beachvolleyball zu entwickeln und um einer Tendenz entgegenzuwirken, dass wir in Europa von einigen Nationen überholt werden. Perspektivisch werden wir den Anschluss verpassen, wenn wir nicht durch entsprechende Maßnahmen gegenarbeiten. Das muss sportpolitisch jetzt eingeleitet werden.

Was sind Ihre Aufgaben im DVV-Vorstand und im Verband?
Künkler: Die Konzeption Leistungssport im Erwachsenensport und im Nachwuchs. Zudem eine enge Zusammenarbeit mit meinem Pendant im Hallenbereich, Michael Evers, sowie generell die Entwicklung im Beachvolleyball und auch Personalpolitik, sprich Gespräche mit Trainern und Amtsträgern. Wir sind darauf angewiesen, dass der künftige Sportdirektor uns entlastet, weil wir derzeit viele Baustellen haben, die wir im Ehrenamt in dem Umfang nicht dauerhaft begleiten und lösen können.

Es wurde jahrelang bemängelt, dass der Beachbereich die großen Erfolge erzielt, aber zu wenig Lobby und Einfluss im Verband hat. Ist mit der Schaffung dieser Position Abhilfe geschaffen?
Künkler: Dies ist ein erster Schritt auf einem langen Weg. Wenn Beachvolleyball das Aushängeschild des DVV sein soll, dann müssen auch Taten folgen.

Haben Sie schon erste Maßnahmen ergriffen?
Künkler: Erste Maßnahmen waren Vertretungen des DVV bei den „Meilenstein-Gesprächen“ mit dem DOSB und dem BMI sowie mein Antrittsbesuch bei der FIVB anlässlich des World Council, Dazu kam die Organisation der Sichtung „Olympia 2020“ im Dezember in Hamburg. Die schwerpunktmäßige Veränderung von Gremien im Beachbereich und viele Personalgespräche zur Umstrukturierung von Stellenbeschreibungen habe ich ebenfalls begleitet.

Was sind die übergeordneten Ziele für Ihre Amtszeit?
Künkler: Ich möchte ich das duale Ausbildungskonzept umsetzen. Außerdem möchte ich, dass der deutsche Beachvolleyball die Position, die er einst im internationalen Vergleich hatte, wieder erlangt. Da sehe ich vor allem mit einiger Sorge auf den Männer-Spitzenbereich.

Ist es um die Männer so schlecht bestellt?
Künkler: Ja! Die Medaille, die wir bei der WM in Polen geholt haben, täuscht über das derzeitige Leistungsvermögen hinweg. Im Frauenbereich sind wir bis 2016 noch sehr gut aufgestellt, im Männerbereich haben wir den Anschluss verpasst. Jonathan Erdmann und Kay Matysik bilden da die positive Ausnahme.

Sie sind noch Trainer des Top-Duos Katrin Holtwick/Ilka Semmler und auch im Leitungsstab Beach als Trainervertreter involviert. Besteht da nicht ein Interessenskonflikt?
Künkler: Nein, weil ich bei Holtwick/Semmler den Mentorenpart übernommen habe und nicht mehr im Tagesgeschehen aktiv sein werde. Im Leitungsstab Beach habe ich mein Amt als Trainervertreter zur Verfügung gestellt und bin dabei, einen Nachfolger zu suchen.

Ziehen Sie sich ganz aus dem täglichen Spitzensport zurück?
Künkler: Nein, ich werde im neuen Team Windscheif/Walkenhorst als Headcoach fungieren. Ich sehe aber keinen Konflikt, weil ich durch die Umstrukturierung von bestimmten Gremien viele Entscheidungen durch ein neu gebildetes „Kompetenzteam“ treffen lassen möchte. Dieses leite ich, bin aber in Gesellschaft von verschiedenen Trainern und Koryphäen. Ich sehe mich als Vertreter von verschiedenen Meinungen von Top-Trainern wie Hans Voigt, Bernd Schlesinger, Jürgen Wagner oder Markus Dieckmann. Dazu kommen die Nachwuchs-Bundestrainer, der zukünftige Sportdirektor, Beach-Koordinator Raimund Wenning und Jonas Reckermann als Experte.

Auf dem Hauptausschuss wurde ein kritischer Blick auf die Förderung im Nachwuchs geworfen. Wie sieht es damit im Beach-Bereich aus, der in der Vergangenheit ein Medaillengarant war!?
Künkler: Auch hier sind wir auf dem absteigenden Ast. Nationen wie Polen sind deutlich besser strukturiert und aufgestellt als wir. Insbesondere die Bundestrainerstelle U18/U19 muss dringend besetzt werden.

Was sinddie Ziele für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro?
Künkler: Natürlich peilen wir an, mit dem Maximum von vier Teams in Rio dabei zu sein. Dort ist das Ziel, eine Medaille zu gewinnen. Das ist im Frauenbereich aktuell realistischer, aber ich traue den Männerteams ebenfalls zu, dass sie in der zur Verfügung stehenden Zeit eine entsprechende Entwicklung vollziehen. Über zwei Medaillen würde ich mich natürlich noch mehr freuen. Die Männer müssen definitiv noch viel Boden gut machen, aber über qualitativ gute Arbeit ist das möglich.“

Von:  dvv

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