Aller Einsatz von Mareen Apitz nutzte nichts, am Ende stand das EM-Aus zu Buche. Foto: CEV

01Oct2015

Frauen-EM: DVV-Team verpasst knapp das Halbfinale – 2:3 gegen die Türkei

Wie bitter: Die deutschen Frauen haben um Haaresbreite das Halbfinale bei der EM verpasst. Mit 2:3 (20:25, 25:21, 25:20, 23:25, 12:15) verloren sie in Antwerpen das Viertelfinale gegen die Türkei. Die trifft nun am Samstag in Rotterdam auf die Niederlande (3:1 im Viertelfinale gegen Polen). Das zweite Halbfinale bestreitet Russland (3:1 im Viertelfinale gegen Italien) gegen Serbien (3:1 im Viertelfinale gegen Belgien).

Im deutschen Lager hatte es nach anderthalb Sätzen nur lange Gesichter gegeben. Maggi Kozuch hatte in den letzten Tagen davon gesprochen, dass das Feuer wieder da sei. Doch nach 20:25 in Satz eins und einem Rückstand von 3:8 im zweiten Durchgang war alle Hoffnung auf den erneuten Einzug in die Runde der besten Vier verschwunden. Beim EM-Zweiten von 2011 und 2013 lief nicht viel zusammen. Kozuch kam so gut wie nie mit ihren Angriffen durch, auch der Rest scheiterte oft an seinen Nerven. Erst als mit Beginn von Satz zwei Jennifer Geerties für Heike Beier auf Außen ins Spiel kam, fand das Team zu seiner Sicherheit. Insbesondere Geerties war es, die unbekümmert, mit viel Mut und vor allem mit einer Angriffshärte zuschlug, wie man es sich von einer Außenangreiferin wünscht. Nach dem Spiel sagte sie: „Am Anfang waren wir sehr nervös, weil wir wussten, es geht heute um alles. Als ich reinkam habe ich gesagt, Mädels, scheißegal, wir haben nichts mehr zu verlieren, haut drauf auf jeden Ball und zeigt was wir können.”

Mit ihrer Leidenschaft riss sie das Team aus der Lethargie, plötzlich klappte fast alles und die Türkinnen, die bis dahin keinen Satz bei der EM verloren hatten, standen vor einer echten Aufgabe. Hektik machte sich breit, der Trainer schrie herum und wechselte viel aus. Zeitweise hatte er vier Spielerinnen aus der zweiten Garde auf dem Feld.

Beeindruckend war eine Serie der Deutschen in Satz drei, als sie aus einem 9:14 (nach Aufstellungsfehler der DVV-Auswahl) ein 17:14 machten. Da hatten sie wieder alles im Griff, Geerties zeigte in Abwehr und Angriff eine starke Leistung und nach dem 25:20 führten sie mit 2:1 Sätzen.

Nicht weniger beeindruckend war dann jedoch, dass sich die Türkinnen nicht aufgaben, sich nach einem Auf und Ab in Satz vier (10:5 für die Türkei, 12:11 für Deutschland) immer wieder zurück kämpften. Mit dem zweiten Satzball zum 25:23 glichen sie wieder aus, der Tie-Break musste her.

Deutschland lief früh einem Rückstand hinterher (2:4, 3:5), lag beim Seitenwechsel mit 8:7 vorn, und dann unterliefen ausgerechnet Jennifer Geerties zwei Annahmefehler hintereinander, sie wurde zur tragischen Figur, als sie bei 9:12 und 9:13 die Aufschläge der Türkin Neriman Oszoy nicht unter Kontrolle bekam. „Am Ende sind mir leider zwei dumme Fehler passiert.” Dabei hatte sie „unter allen Umständen nach Rotterdam gewollt und bis zum letzten Ball darauf gehofft.” Die Schlussphase erlebte sie dann aber unter Tränen auf der Bank, Beier war noch mal eingewechselt worden. Doch es nutzte nichts.

Zuspielerin Mareen Apitz sagte erst mit traurigem, dann mit trotzigem Blick: „Ich hasse es, jetzt nicht nach Rotterdam, sondern nach Hause fahren zu müssen. Die Türkinnen sind nach den bisherigen Leistungen verdient ins Halbfinale eingezogen. Aber wir hatten heute auch den Glauben an uns, das war immer zu spüren. Auch in kritischen Situationen oder nach Fehlern gab es nur pushende Worte. So ist eben Team Deutschland, dieser Zusammenhalt ist einzigartig.”

Damit ist die erste Phase der Amtszeit von Bundestrainer Luciano Pedullá beendet, der nach dem Ausscheiden sagte: Wir sind knapp an einer echten Überraschung vorbeigeschrammt. Das war ein sehr gutes Spiel in Aufschlag und Abwehr. Wir haben die Türkinnen zu ungewöhnlich vielen Fehlern gezwungen. Meine Spielerinnen haben unglaublich gut gespielt. Jennifer Gerties war fantastisch, sie kam rein und hat sofort Verantwortung übernommen, sie ist jung und kann seine sehr starke Spielerin für Deutschland werden.”

Das Viertelfinal-Aus gegen die Türkei war bitter, am späten Abend huschte dann doch noch ein Lächeln über die Gesichter der deutschen Spielerinnen. Der Grund: Die Mannschaft belegt im End-Klassement den fünften Platz, und dieser bedeutet die direkte Qualifikation für die EM-Endrunde 2017 in Aserbaidschan & Georgien.

„Das ist auf jeden Fall ein kleines Trostpflaster. Wir spielen immer so viele Turniere, da ist es gut, wenn die Qualifikation wegfällt“, meint Margareta Kozuch zu diesem Umstand. So brachte das bittere 2:3 gegen die Türkei wenigstens doch noch etwas Gutes. Durch den Punktgewinn für die Fünfsatz-Niederlage schob sich das Team noch an den Belgierinnen vorbei und muss nicht in die zeitaufwändige Qualifikation.

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