Brasilien wird Weltmeister

Brasilien springt auf den Thron

Im Oktober 2002 berichtete das vm über die brasilianischen Männer, die in Buenos Aires Weltmeister wurden. 2006 und 2010 wiederholten sie ihren Triumph, 2004 gewannen sie in Athen Olympiagold, dazu kommen diverse Titel in der Weltliga. Das Team von Bernadinho ist eine Klasse für sich.

Sie haben schon einen seltsamen Rhythmus:?Alle zehn Jahre spielt Brasilien ungewöhnlich gut und erfolgreich. 1982 erangen die Süd­amerikaner zum ersten Mal eine Silberme­daille, als sie gegen die Sowjetunion das WM-Finale verloren. 1992 schaffte Brasilien in Barcelona nach einem 3:0-Sieg über die Niederlande den Olympiasieg. Jetzt, wiederum zehn Jahre später, haben sie ein neues Erfolgskapitel geschrieben. Brasilien gewann nach einem 3:2-Endspielsieg über Russland die Weltmeisterschaft in Argentinien. 

Ein Sieg, der Brasiliens Coach Bernardo Rezende unglaublich glücklich machte: „1982 war ich als Spieler dabei und wir verloren das Endspiel”, sagte er unter Tränen. „Jetzt bin ich wieder in Buenos Aires und wir sind Weltmeister. Es ist wie ein Traum.” Auch in seinem Team waren Spieler, die schon 1992 eine entscheidende Rolle gespielt haben.  Zum Beispiel Zuspieler Mauricio Lima und Giovane Gavio, der mit seinem Aufschlag-As beim 14:13 im fünften Satz Brasilien die Goldmedaille servierte.

Brasilien hat den Weltmeistertitel verdient, wenn auch – und das gilt für andere Nationen unter den besten Acht gleichemaßen – der Anfang nicht so gut verlaufen war. In der Vorrunde wurden die Brasilianer von den USA bezwungen, aber das war zugleich ihre letzte Niederlage. Im Viertelfinale schaltete der neue Weltmeister mit Italien ausgerechnet die Nation aus, die den Titel zuletzt drei Mal für sich verbucht hatte. Olympiasieger Jugoslawien hatte im Halbfinale das Nachsehen. Und im Endspiel  wurde mit Russ­land der Weltliga-Sieger 2002 bezwungen. 

Zählt man auch den Zwischenrunden-Sieg gegen Frankreich, den überraschenden Bronzemedaillengewinner, dazu, kann man sagen, dass Brasilien auf dem Weg an die Spitze der Volleyball-Welt alle Topgegner aus dem Weg geräumt hat. Das Endspiel war eine einzigartige Volleyball-Show. Vor dem 72. und letzten Spiel dieser WM hatte Italien im Spiel um Platz fünf Argentinien mit 3:2 geschlagen und alle 10.250 Zuschauer blieben auch für das Endspiel in der altehrwürdigen Luna-Park-Halle in Buenos Aires. 

Beide Trainer mussten auf alle ihre Spieler zurückgreifen. Es war in erster Linie ein Kampf der Brasilianer Nalbert, Giba und Anderson Rodrigues gegen die Russen Serguei Tetioukhine, Pavel Abramov und Roman Iakovlev. Ein Duell, aus dem Nalbert als bester Scorer mit 23 Punkten hervorging, ein Punkt mehr als Tetioukhine. 

Brasilien stellte auch die kompletteste Mannschaft. Rezende war der einzige Coach, der seine beiden Zuspieler ohne Qualitätsverlust einsetzen konnte, denn die Unterschiede zwischen Mauricio Lima und Ricardo Garcia waren gering. Immer wenn schnell gespielt werden musste, war Ricardo da. Dann blieb Mauricio am Spielfeldrand stehen, um der Mannschaft Ruhe zu geben. Auch bei den Angreifern hatte Rezende freie Wahl, weil alle Spieler gut genug waren. Diesen Luxus hatten die anderen Trainer nicht. 

Brasilien ist jetzt das vierte Land, das sich  Olympiasieger und Weltmeister nennen darf. Bislang durften nur die Vereinigten Staaten, Polen und die Sowjetunion das von sich behaupten. Der WM-Titel berechtigt automatisch zur WM-Teilnahme 2006 in Japan. Ein Ticket für die Olympischen Spiele 2004 ist für den Weltmeister damit nicht verbunden. Für Brasilien bleibt zu hoffen, dass die WM 2022 wieder in Argentinien ausgetragen wird und die heute 80 Jahre alte Halle im Luna Park noch nicht abgebrochen ist. 

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