Immer im Einsatz: Michael Mallick zeigt Jugendlichen, wie gebaggert wird.

23May2010

„Jeder Spieler braucht eine individuelle Betreuung”

Der baden-württembergische Landestrainer Michael Mallick und WVV-Landestrainer und Sportdirektor Wolfgang Schütz sind vom DVV und der DVL zum Nachwuchstrainer des Jahres 2010 gewählt worden. Im Interview spricht der 52-jährige Michael Mallick über die Auszeichnung und das Geheimnis seines Erfolges. 

Herr Mallick, Glückwunsch zur Auszeichnung Nachwuchstrainer des Jahres 2010. Was bedeutet Ihnen dieser Titel?
Es ist eine Bestätigung dessen, was ich bislang gemacht habe. Wir versuchen in Baden-Württemberg effektiv zu arbeiten und das ist uns gelungen. Es ist eine Anerkennung über die ich mich natürlich sehr freue.

Wieso sprechen Sie in der Wir-Form?
Ich sehe diese Auszeichnung für eine hervorragende Arbeit in Baden-Württemberg in den vergangenen 15 Jahren. Und die wäre nicht möglich gewesen ohne gute Vereins- und Verbandstrainer. Der Erfolg hängt da keineswegs an nur einem Trainer. Als Beispiel dient Jochen Schöps. Ich habe ihn als Trainer gehabt und ihm sicherlich wichtige Impulse mitgegeben. Aber er wäre nie zu mir gekommen, wenn er nicht in Schwenningen entdeckt worden wäre. Und auch Stelian Moculescu hat seinen Teil dazu beigetragen, dass er zu einem internationalen Top-Spieler geworden ist.

Wenn man die Nationalspieler der vergangenen Jahre betrachtet, haben die meisten ihre ersten Volleyball-Schritte in Baden-Württemberg gemacht. Ist es nicht schwer, gute Spieler dann ziehen zu lassen?
Ich verfolge die Spieler natürlich, wenn ich sie aus der Hand gebe. Aber eine solch emotionale Bindung, wie man oft hört, habe ich nicht. Ich konzentriere mich lieber auf die aktuellen Spieler. Ich betrachte das wie eine große Familie. Irgendwo sind das meine Kinder, aber jetzt sind sie eben groß und außer Haus.

Gibt es ein Geheimnis Ihres Erfolgs?
Wir haben sicherlich eine sehr gute Struktur. Neben mir als Landestrainer gibt es einen Leistungssport-Koordinator. Das ermöglicht mir, dass ich mich ausschließlich auf das Sportliche konzentriere und mich zu hundert Prozent den Talenten widmen kann.

Und wie erkennen Sie Talente?
Das ist ein extrem komplexes Thema. Vor allem im Nachwuchsbereich ist es sehr schwierig, weil nicht nur die körperlichen, sondern auch die mentalen Voraussetzungen passen müssen. Jeder Spieler ist anders.  Es gehört schon sehr viel Erfahrung dazu, ein Talent zu erkennen. Das kann man nicht an einzelnen Punkten festmachen und funktioniert auch keinesfalls nach einem gewissen Schema.

Und wenn Sie ein Talent entdeckt haben?
Dann beginnt sehr viel Arbeit, auch für die Trainer im Heimverein. Jeder Spieler braucht eine individuelle Betreuung. Wir bieten sehr viele Lehrgänge und Stützpunkttrainings an. Wir kümmern uns in Baden-Württemberg um unsere Talente und um die Persönlichkeit dahinter. Das ist auch ein Grund, warum ich fast jeden Tag in der Woche unterwegs bin.

Wie sieht denn eine typische Woche von Ihnen aus?
Bei mir beginnt sie eigentlich am Freitag. Da fangen Lehrgänge oder Talentfördermaßnahmen an, die bis Sonntag dauern. Wenn es keine gibt, dann bin ich auf Trainerausbildungen oder Meisterschaften unterwegs. Montags ist bei mir Bürotag, da wird nach- oder vorgearbeitet und geplant. Von Dienstag bis Donnerstag finden dann derzeit Stützpunkttrainings in Rottenburg, Konstanz und Stuttgart statt.

Das sind sieben Tage im Auftrag des Volleyballs. Macht ein Michael Mallick auch Urlaub?
Das ist nicht einfach, da wir uns als Landestrainer auch um den Beach-Bereich kümmern. Zeit zum Durchatmen habe ich für etwa drei Wochen Ende August, Anfang September, wenn die Beach-Saison vorbei ist.

Und was machen Sie, wenn Sie mal nicht im Auftrag des Volleyball unterwegs sind?
Dann schaue ich mir ein Volleyballspiel an. Nein, ernsthaft. Wenn man so viel unterwegs ist wie ich, dann muss man auch Spaß an dem Sport haben. Und den habe ich. Wenn ich aber mal zu Hause bin, dann versuche ich auch etwas mit meiner Frau zu unternehmen. Man kann schon sagen, dass meine Frau mein Hobby ist.

Zur Person: Michael Mallick (52) ist in Berlin-Pankow aufgewachsen. Als Spieler war er mit dem TSC Berlin in der ersten Liga der DDR als Spieler aktiv. 1977 begann  seine Trainer-Laufbahn. Mallick startete beim TSC Berlin und war nach der Wende maßgeblich an der Gründung des VC Olympia Berlin beteiligt. 1992/1993 war er Bundestrainer der Junioren, bevor er im Anschluss als Landestrainer in Baden-Württemberg begann und dabei in nahezu jedem Jahrgang mindestens einen Nationalspieler formte. Außerdem landeten seine Teams bei Bundespokal-Wettbewerbe regelmäßig auf den Plätzen eins bis drei.

Von:  Reiner Jäckle

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