Nimmt Stellung zum Lozano-Interview im vm: Kaweh Niroomand, Manager des SCC Berlin Foto: Herfet

26Oct2010

Niroomand kritisiert Lozanos Aussagen im vm

Die Männer-WM ist Geschichte, die Nachwehen sind aber noch nicht beendet. Bundestrainer Raul Lozano hat in einem Interview in der November-Ausgabe des Volleyball-Magazins „Deutschland in puncto Volleyball als Entwicklungsland” bezeichnet und erklärt: „Es gibt viele verschiedene Bereiche, in denen wir uns noch weiterentwickeln müssen. Das muss ich mit der Bundesliga, dem Verband und den Trainern besprechen. Wir müssen hier mit einem Großteil Bundesliga-Spielern gegen die besten Team der Welt bestehen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass wir in der Bundesliga noch vieles besser machen können. In puncto Vermarktung, technisch, taktisch oder auch bei den Trainern.”

Diese Aussage stößt auf Widerstand. Kaweh Niroomand, Manager des SCC Berlin, hat in einem offenen Brief an den DVV und dessen Sportdirektor Günter Hamel seine Kritikpunkte aufgelistet. Niroomand betont, „dass ich persönlich von Lozano’s Qualitäten absolut überzeugt bin und ihn als einen Gewinn für den deutschen Volleyball ansehe”. Seine Kritik sei im Sinne einer besseren Zusammenarbeit zu verstehen. Hier nun die Antworten Niroomands:
 
1. Zunächst ist es richtig, dass bei der Arbeit der BL-Vereine noch immer Potenzial besteht, um sich zu verbessern. Aber sowohl sportlich als auch im Bereich Marketing, Durchführung der Veranstaltungen, Trainingspensum, Anwendung moderner Trainingsmethoden etc. sind bei allen Spitzenvereinen in den letzten Jahren enorme Fortschritte erzielt worden. Das Ergebnis ist, dass unsere Mannschaften in den Europäischen Ligen gut vertreten sind. Zahlreiche, hochwertige ausländische Spieler suchen inzwischen auch den Weg in die Bundesliga.

2. Die Aussage, dass 70 Prozent der aktuellen Nationalspieler in Deutschland spielen und folglich mit dem Niveau der anderen nicht mithalten können, ist bei genauer Betrachtung nur statistisch richtig. Von der ersten Sieben spielen zwar Andrae und Kromm nur im Ausland, aber Steuerwald und Grozer haben bereits einen Vertrag in Italien und Polen, Tille ist zum besten Libero der WM gewählt worden und die Mittelblocker Böhme und Günthör haben nach Meinung aller Experten das Niveau, um in jeder europäischen Liga zu spielen. Also warum diese irreführende  Äußerungen?

3. Es fällt auf, dass in den vergangenen beiden Jahren mit den tollen Auftritten in der Euroliga und Weltliga nirgendwo ein Ton über die schlechte Bundesliga zu hören war. Nun aber wird bei einer für uns alle nicht zufrieden verlaufene WM die Bundesliga wieder als Entschuldigung herangezogen. Was hat sich seitens der Bundesliga in dem Zeitraum zwischen der Weltliga und der WM verändert?

4. Ist es nicht besser und richtiger, dass jeder von uns zunächst seine Hausaufgaben macht? Dass der DVV und der Bundestrainer zunächst analysieren, warum die WM nicht so gelaufen ist, wie wir es uns alle erhofft hatten?

5. Es ist eine Binsenweisheit, dass die Vereine nur bedingt an dem Erfolg des Produktes Volleyball arbeiten können. Den Durchbruch, um an die anderen Ballsportarten wie Handball, Basketball etc. aufzuschließen, können wir nur schaffen, wenn die Nationalmannschaft endlich und nachhaltig bei wichtigen Turnieren eine entsprechende Leistung bringt. Diesen Rückenwind hatten wir uns erhofft bei den Spielen in Peking und nun bei der WM in Italien. Beide Male sind wir enttäuscht worden.

6. Wenn seitens des DVV und des Bundestrainers der Zustand nicht richtig analysiert wird, kann auch keine folgerichtige Maßnahme eingeleitet werden.

7. Ein Erfolg unserer Sportart kann nur gelingen, wenn wir gemeinsam arbeiten und nicht Schuldzuweisungen vornehmen. Raul Lozano sollte im Winter mehr Zeit in Deutschland verbringen, um sich ein besseres Bild von der Realität zu machen. Ferner bin ich sehr gespannt, welche Ratschläge er im Bereich Marketing für uns hat.

Niroomand fordert schließlich den DVV auf, seine Kritik an den in Argentinien lebenden Bundestrainer weiter zu leiten, „damit wir offen miteinander kommunizieren und so Volleyball insgesamt voranbringen.

Anmerkung der Redaktion: Um eine Stellungnahme des DVV werden wir uns bemühen.

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