Sabrina Roß (Smart Allianz Stuttgart) durfte sich vor dem Pokalfinale in das Gästebuch des GERRY WEBER Sportpark Hotels eintragen. Foto: DVL/Gerd Sycha

11Mar2011

Wie Sabrina Roß (Smart Allianz Stuttgart) den Pokalsieg erlebt hat

Es war ihr zweiter Pokalsieg. Im Jahr 2003 durfte Sabrina Roß mit dem SSV Ulm den Pokal in Empfang nehmen. Am 6. März 2011 bekam sie ihn als Mannschaftsführerin von Smart Allianz Stuttgart überreicht nach einem 3:0 im Finale gegen den VfB Suhl. Der Höhepunkt eines aufregenden Wochenendes im Leben der 30-Jährigen. Im GERRY WEBER STADION wurden die Stars des Pokalendspiels von 9.600 Zuschauern gefeiert. Die hatten keine Ahnung davon, welche Bedeutung ein gläsernes Glücksschwein, ein Video und der Schlachtruf „Sisu” haben. Denn auch Pokalheldinnen haben menschliche Schwächen, wie in der Geschichte zu Sabrina Roß als Star des Monats März nachzulesen ist, die Oliver Trust aufgezeichnet hat. 

Die Bildergalerien sind zu finden unter:
http://www.volleyball-bundesliga.de/echtestarsross1

http://www.volleyball-bundesliga.de/echtestarsross2

Donnerstag, 3. März, Tasche packen/Abschied nehmen
Nur nichts vergessen! Alles, auf dem ein „PUMA”-Logo zu sehen ist, kommt mit. Dazu die Glückssocken von Matthias Pompe, dem Lebensgefährten von Sabrina Roß. Im Hause Roß gibt es ein Glas Sekt zum Abschied – und zur Beruhigung. Denn jetzt beginnt die mentale Vorbereitung. Was kommt auf Sabrina zu? Matthias gibt letzte Tipps, der Mann ist vom Fach und spielt bei EnBW TV Rottenburg in der Bundesliga. „Ruhig bleiben”, sagt er. Als wichtigstes Utensil kommt das kleine gläserne Glücksschwein in die Tasche.

Freitag, 4. März, das letzte Training in der Heimat
09.00 Uhr. Viel zu früh für Training. Gut, dass sich die Intensität in Grenzen hält. Viele Gedanken schießen Sabrina durch den Kopf. Die Trainingshalle im Stuttgarter Stadtteil Botnang nimmt sie kaum wahr. Wird es gut gehen im Finale?  

12.00 Uhr, Abfahrt in Stuttgart
Jetzt gibt es kein zurück mehr. Der Busfahrer lässt den Motor an. Die Tür schließt sich. Es ist ein Moment der Konzentration. Pünktlich rollt das Team von Smart Allianz Stuttgart dem Finale entgegen Richtung Autobahn.  

Unterwegs nach Halle
Das Programm der nächsten Stunden steht fest. Schlafen, Videos schauen, Buch lesen und Karten spielen. Sabrina denkt an ihren ersten Pokalsieg 2003 mit Ulm. Das ist eine Weile her und die Arena in Halle stellt eine andere Dimension dar. Zweimal legen die Stuttgarterinnen eine Pause ein. Gegen 20.00 Uhr erreicht das Team das GERRY WEBER Sportpark Hotel in HalleWestfalen.  

Ankunft im Hotel
Was das Pokalfinale im Jahr 2011 ausmacht, fällt sofort auf. Viele bekannte Gesichter der Volleyballszene sind vor Ort. Das Flair eines internationalen Turniers macht sich breit. Spieler aus Haching und Friedrichshafen sitzen in der Hotellobby. Sabrina Roß genießt dieses besondere Gefühl. Und doch macht sich erste Aufregung bemerkbar. Die Zimmerverteilung ist wie immer, Sabrina Roß und Franziska Bremer sind Bettnachbarn. Klamotten in den Schrank. Ein erster Blick aus dem Fenster. Das Hotel befindet sich direkt neben dem GERRY WEBER STADION. Und das erscheint riesig. Die Neugier ist groß. Die meisten gehen sofort in die Halle. Zum Glück findet sich jemand mit Schlüssel. Staunende Blicke wandern durch die Arena. Wie wird es hier aussehen, wenn all die Zuschauer da sind – und wie laut wird es werden?

Samstag, 08.00 Uhr
Das Frühstück ist perfekt auf Sportler zugeschnitten. Auch das Buffett am Vorabend war toll. Anschließend Videostudium mit der Mannschaft. Taktisches wird besprochen. Der Matchplan muss in den Kopf. Zwei Stunden Pause. Die meisten zieht es auf ihre Zimmer. Um 12.00 Uhr gibt es einen kleinen Snack. Die Stuttgarterinnen versuchen, am Samstag für den Final-Sonntag zu proben. Das Finale wird gegen 13 Uhr stattfinden. Also wird um eins trainiert.

Erstes Training im GERRY WEBER STADION
Die Arena ist gewaltig und erstmals bekommt Sabrina Roß ein Gefühl dafür, wie es ist, hier zu spielen. Die Zuversicht steigt. Wir haben die Kraft, zu gewinnen, sagt sie sich. Mut machen hilft. Jetzt in der Halle und dann bei den Behandlungen durch die Physiotherapeuten. Anschließend stylen für die Gala. Wieder herrscht Vorfreude.

Gala/Bettruhe
Schon beim Einmarsch in den festlich dekorierten Saal ist klar, für die Spielerinnen wird es kein langer Abend. Morgen ist Finale. Trotzdem, Abwechslung ist willkommen. Ehrungen geben einen Vorgeschmack auf den Sonntag. Als sich die Live-Band für ihren Auftritt rüstet, ist das das Aufbruchsignal. Es ist 21.30 Uhr und höchste Zeit fürs Bett – ohne Musik. Der Rest des Abends gehört denen, die morgen nicht spielen müssen. Sabrina Roß denkt an Matthias und seine Tipps.    

Sonntag, 6. März, Finaltag
06:45 Uhr: Der Wecker klingelt und das erste Gefühl sagt, es muss sich um ein Missverständnis handeln. Viertel vor Sieben. An einem Sonntag. In einer knappen Viertelstunde aber gibt es Frühstück, das heute seinem Namen alle Ehre macht. Vieles läuft jetzt wie mechanisch ab. Bis Sabrina Roß und ihre Teamkolleginnen wieder im Zimmer vor dem Schrank mit den Sportklamotten stehen.   

Aufwärmen
08.45 Uhr: Eine Viertelstunde muss reichen, um auf Touren zu kommen und dosiert ins anschließende Training zu gleiten. Nach 45 Minuten ist es beendet. Jedes Team muss sich peinlich genau an die Zeitpläne der Veranstalter halten.

Die Stunde des Leitwolfes
Gegen halb zehn sitzt das Team in einem Besprechungsraum des Hotels beisammen. Mittendrin Kapitän Roß, die in die Rolle des Leitwolfes schlüpft. Sie lässt ein Video zeigen. 15 Minuten lang ist es und es zeigt jedem, wie schwer es war, sich ins Finale zu kämpfen. Der Tiebreak des packenden Halbfinals gegen Dresden ist zu sehen. Der Videomann von Smart Allianz Stuttgart hat den Wunsch von Roß umgesetzt. Die Bilder gehen unter die Haut und erreichen ihr Ziel – aus der Anspannung wird Entschlossenheit. Den Rest erledigt die Chefin mit einer emotionalen Rede. Vor der Arena herrscht an den Buden großer Andrang. Sponsoren zeigen Flagge. Die Spielerinnen müssen zurück auf ihre Zimmer. Letzte Gelegenheit, sich zu konzentrieren. Es sind Augenblicke, die ihr unheimlich vorkommen, der Beginn eines Nervenspiels.

Ansprache des Trainers
Fünf bis sechs Minuten dauert die Ansprache von Cheftrainer Jan Lindenmair. Jetzt übernimmt er die Regie. „Sisu” rufen sie alle. Das ist finnisch und ihr Schlachtruf, der bedeutet, kraftvoll ins Spiel zu gehen.    

Erwärmen und Einschlagen
27 Busse aus Suhl stehen auf dem Parkplatz. Es ist doch ein Auswärtsspiel, oder? Ein roter Block Suhler Fans erwartet Smart Allianz Stuttgart. Der Gegner ist schon auf dem Feld. Sabrinas Nervosität ist wie weggeblasen. Das ist ihr Moment. Diese Lautstärke, die Übermacht der gegnerischen Fans – für die Wettkämpferin Roß ist das der letzte Adrenalinstoß. 

Einlauf der Teams
Jede Spielerin wird einzeln aufgerufen und schlägt einen Ball ins Publikum. Eine beeindruckende Kulisse. Werden sie jetzt gegen drei Gegner ankämpfen müssen. Gegen die Nerven, die Fans aus Suhl und den VfB?     

Spielszene
Kann man irgendwann sicher sein, dass man gewinnt? Ist etwa jetzt dieser Moment gekommen, den man herbeisehnt, weil er einem die Angst nimmt und doch der sein kann, der einen leichtsinnig werden lässt. Es ist das Gefühl, wir werden es schaffen. Am Ende des ersten Satzes spürt Sabrina Roß, sie werden sich heute die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen. 

Jubel nach dem Finale
Als der letzte Ball gegen den Schiedsrichterstuhl prallt, ist der Sieg perfekt. Nach drei Sätzen. Sie schreien ihr Glück heraus, springen umher, jubeln und umarmen sich. Ist es wirklich vorbei? Der Blick geht zu Matthias, zur Schwester, den Eltern. Sie sind alle da, um mit ihr den Augenblick zu genießen.  

Siegerehrung
Die Stuttgarterinnen gehen gemeinsam aufs Podium. Es war ein Sieg des Teams. Sabrina Roß will den Pokal mit allen gemeinsam präsentieren. Ein goldfarbener Konfettiregen geht nieder. Die Nationalhymne erklingt. Manch eine kämpft mit den Tränen. Und sie sagen ihren Fans danke. Die sind am Morgen um 05.15 Uhr in Stuttgart losgefahren. Aus Belgien, aus Holland und Finnland sind Eltern und Freunde gekommen.

Feier nach dem Finale
Die Feier danach findet am Abend an der Hotelbar statt. „Wie war der Matchball noch mal?” Sie sind müde. Die Getränke übernimmt der Verein. Auch Jan Lindenmair, der Anti-Alkoholiker, löst das Versprechen ein, ein Glas Sekt zu trinken. Später am Abend landet er im Swimmingpool des Hotels. In voller Montur.

Rückfahrt/Stimmung Bus
Es gibt eine Belohnung: Zwei freie Tage. Der erste wird im Bus für die Rückreise gebraucht. Abfahrt um 10 Uhr. Ankunft Stuttgart 16.30 Uhr.

Begrüßung daheim
Kaum einmal kam Sabrina Roß der Weg aus Stuttgart nach Rottenburg so lange vor wie heute. Die A 81 ist frei. Matthias wartet und endlich geht daheim die Tür zu.

Steckbrief: Sabrina Roß
Geburtsdatum: 11.04.80
Geburtsort: Rostock
Größe: 1,86 Meter
Gewicht: 72 kg
Beruf: Technische Zeichnerin
Hobby: Fotografieren, Zeichnen, Lesen, Kino
Spitzname: Sabi
Position: Diagonalangreiferin
Länderspiele: 42
Verein: Smart Allianz Stuttgart
Bisherige Vereine: Schweriner SC, TV Creglingen, SSV Ulm ALIUD PHARMA, VC Wiesbaden
Sportliche Erfolge:
Deutsche Meisterin und Pokalsiegerin 2003
2009 Grand Prix 3. Platz
2009 EM in Polen 4. Platz
Pokalsiegerin 2011

Von:  DVL

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