Sie sind wieder ganz oben: Brasiliens Frauen gewinnen Gold und dürfen jubeln

11Aug2012

Olympia: Brasiliens Frauen schlagen die USA

Bundestrainer Giovanni Guidetti hat sich geirrt – genau wie all die anderen Experten, die sich mit der Materie Frauen-Volleyball beschäftigen: Nicht die USA sind der neue Olympiasieger, sondern Brasilien. Im Finale von London schlug das Team von Trainer Jose Guimares, den alle nur Ze Roberto nennen, die Amerikanerinnen mit 3:1 (11:25, 25:17, 25:20, 25:17) und wiederholten damit ihren Erfolg von Peking. Auch damals hatte Brasilien im Olympiafinale gegen die USA triumphiert. Damit warten die USA weiterhin auf ihre erste Goldmedaille für ihr Frauenteam, wieder einmal hat es nur zu Silber gereicht.

Dass es dieses Mal anders laufen würde, schien nach dem ersten Satz festzustehen. Schnell führten die US-Girls mit 5:1, Brasiliens Trainer nahm eine Auszeit, doch es nutzte nichts. Unaufhaltsam zog das beste Team der Welt seine Kreise. Dem hatten die Brasilianerinnen zunächst wenig bis nichts entgegenzusetzen. Die hohen Pässe auf die Position vier waren ein gefundenes Fressen für den amerikanischen Block. Der erste Satz wurde zur Demonstration: 25:11 deutlicher ist es wohl noch nie in einem olympischen Finale zugegangen.

Das konnte so nicht bleiben, und tatsächlich rafften sich die Südamerikanerinnen auf und inszenierten eine Wende, die ungeheuerlich erscheint. Mit dieser Wende hatte wohl niemand gerechnet. Nicht die haushohen Favoritinnen gewannen dieses Finale, sondern ein Team, das nach dem ersten Satz bereits am Boden schien. Doch Brasilien wehrte sich und zeigte ab dem zweiten Satz sein wahres Gesicht. Das Team ging 7:3 und 11:6 in Führung und war damit im Spiel angekommen. Das war gut für die Spannung, doch es gab auch die negative Begleiterscheinung, dass die brasilianischen Fans jeden Aufschlag des Gegners mit lautstarken Buh-Rufen und gellenden Pfiffen begleiteten. Eine Unsitte, mit der die Brasilianer bereits beim Triumph von Brink/Reckermann im Beachvolleyball negativ aufgefallen waren.

Die Amerikanerinnen ließen sich vom unsportlichen Gehabe aus der Ruhe bringen und verloren vor allem in der Annahme und im Angriff ihre Linie. Nachdem sie zum 12:12 ausgeglichen hatten, zogen die Brasilianerinnen davon und gewannen Durchgang Nummer zwei.

Das Spiel war wieder auf null gestellt, Brasilien hatte das Geschehen gedreht. Die US-Girls zeigten Nerven, die Fehler häuften sich, im Angriff ließ die Quote spürbar nach. Dagegen steigerten sich die Brasilianerinnen in allen Elementen, vor allem jedoch in der Feldabwehr. Das Team zeigte nun eine bewundernswerte kämpferische Einstellung, vor allem die langen Ballwechsel fielen fast immer im Feld der USA auf den Boden.

So ging auch der dritte Satz an den Außenseiter. Die Amerikanerinnen hatten im Turnierverlauf in sieben Spielen nur zwei Sätze abgegeben, nun gingen sie unter und überließen einem Gegner den Sieg, den sie zu Spielbeginn demontiert hatten. Im vierten Satz gab es auf Seiten der USA immer mehr Auflösungserscheinung, beim Stande von 24:17 hatten die Brasilianerinnen ihren ersten Matchball, Fernanda Rodrigues schlug den amerikanischen Block an, das Spiel war gewonnen. So dramatisch ist wohl selten ein Spiel gekippt, das in dieser Saison so dominante Team der USA wird lange brauchen, um dieses Desaster zu verarbeiten. Da wird es eine Menge Gesprächsbedarf geben. 

 

Von:  fex

volleyball magazin - inhalt und probelesen
Wir auf Facebook
VM Probeheft
philippka shop
Leistungsreserve Athletiktraining
DVD • funktionelles Athletiktraining