Tolles Team, tolle Moral, tolles Spiel: Alison (links) und Bruno sind Weltmeister

05Jul2015

Beach-WM: Alison und Bruno gewinnen ein irres Finale und wehren dabei fünf Matchbälle ab

Um sechs Minuten nach zehn rastete Alison Cerutti komplett aus. Der Blocker aus Brasilien hatte den Matchball verwandelt und lief völlig außer sich um den Sandplatz. Jeder, der versucht hätte, ihn aufzuhalten, wäre niedergewalzt worden. Alison rannte nach seiner Runde in eine Ecke, wo sich die brasilianischen Betreuer versammelt hatten, kletterte hoch und schrie nur noch. Er und sein Partner Bruno Schmidt hatten ein spektakuläres WM-Finale gewonnen, das niemand vergessen wird, der es miterlebt hat.

Während Alison außer Rand und Band war, lagen Reinder Nummerdor und Christiaan Varenhorst wie versteinert in der rechten Feldhälfte und konnten ihr Schicksal nicht fassen. Sie waren so unglaublich knapp dran an Gold, doch es blieb ihnen verwehrt. Nicht, weil sie nicht alles gegeben oder gar versagt hatten. Nein, es fehlte ganz einfach ein Quäntchen Glück zum ganz großen Ding.

Am Ende gewannen die Brasilianer den unglaublichen Showdown mit 2:1 (12:21, 21:14, 22:20), der dritte Satz wurde zum Drama: Fünf Matchbälle für die Niederlande, drei für Brasilien waren nötig, um einen Sieger zu finden. Das Publikum, das genau wie seine Helden alles gegeben hatte, erkannte an, dass der Sieger ein würdiger war, auch wenn es nicht den erhofften Ausgang gegeben hatte.

Dabei hatte es für die Gastgeber doch so wunderbar angefangen: Die Holländer lieferten im ersten Satz – frenetisch unterstützt von den euphorischen Fans – eine Vorstellung auf irre hohem Niveau ab und demontierten ihre Gegner nach allen Regeln der Kunst. Nummerdor und Varenhorst hatten sich Alison als Schwachpunkt ausgesucht, der hünenhafte Brasilianer schlug immer wieder hart in den Block des baumlangen Varenhorst. Acht Blockpunkte in einem Durchgang, das ist wirklich außergewöhnlich.

Schlug Alison hart, sprang ihm der Ball mit Raketengeschwindigkeit auf die Füße, platzierte er einen Shot, war Nummerdor zur Stelle. Alle Experten hatten mit einem ganz engen Spiel gerechnet, bei dem sich beide Teams einen großen Kampf auf gleicher Augenhöhe liefern würden, doch das war eine echte Vorführung.

Und im zweiten Satz ging es gleich weiter: Block Varenhorst, Angriffsfehler Alison, Abwehr Nummerdor mit Gegenangriff Varenhorst: Holland führte gleich wieder 3:0, die Party in oranje war in vollem Gange. Doch erstmalig kam nun mehr Gegenwehr, bei 5:5 machten die Brasilianer endlich deutlich, dass sie in diesem Finale mehr sein wollten als Statisten. Jetzt wurde es das Finale, das erwartet worden war, Alison steigerte sich, Brasilien ging 12:9 in Führung und übernahm die Kontrolle, während die Fehlerquote bei Numerdoor und Varenhorst stieg. Das Momentum hatte gewechselt, Brasilien holte sich den Satzausgleich, und es kam zum Showdown.

Im dritten Satz wurden die Karten neu gemischt: Beide Teams servierten nun auf die Abwehrspieler, die spielentscheidende Frage war, wer zuerst im Sideout schwächeln würde. Es war Bruno, der zweimal in Folge Fehler im Angriff produzierte. Holland zog auf 5:2 davon und hatte das Spielgeschehen erneut auf seine Seite gezogen. Brasilien wechselte und hoffte, der junge Varenhorst würde Nerven zeigen. Bei 10:10 spitzen sich die Dinge weiter zu, jeder Fehler konnte nun entscheidend sein. Am Ende wurde es dramatisch: Ass Alison zum ersten Matchball, die Chance das Spiel zu entscheiden, doch der Shot landete im Aus. Der Rest war ein unheimlich emotionaler und intensiver Schlagabtausch. Jeder hätte das Spiel entscheiden können, am Ende war es der Mann, der so schwach begonnen hatte: Alison. Für ihn ist es der zweite Titel als Weltmeister, 2011 in Rom gewann er mit Emanuel Rego. 

Von:  fex

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