Zuspieler Saeid Marouflakrani zieht im iranischen Spiel die Fäden. Foto: FIVB

17Sep2014

Männer-WM: Aufsteiger Iran

Die zwei überraschendsten Drittrunden-Teilnehmer stehen sich am 17. September (20.25 Uhr, live bei www.sportdeutschland.tv) in der Spodek in Kattowitz gegenüber: der Weltranglisten-Zehnte Deutschland und die direkt dahinter platzierten Iraner. Wobei den Iran vor dem Turnier bereits einige als Geheim-Favoriten auf der Rechnung hatten, denn die Vorderasiaten sind die Aufsteiger im internationalen Volleyball.

Ferdinand Tille und Sebastian Schwarz erinnern sich noch genau: „Vor zwei Jahren haben wir im Vorfeld der Olympischen Spiele gegen den Iran gespielt. Das war nichts Besonderes!” Damals gewann die DVV-Auswahl mit 3:0. In der Zwischenzeit hat sich viel geändert, der Iran nahm 2013 erstmals an der World League teil und erreichte bei der zweiten Teilnahme in diesem Jahr gleich die Finalrunde. Die Medaille wurde als Vierter knapp verpasst, das soll bei der WM nachgeholt werden. Das Zeug hat das Team des serbischen Trainers Slobodan Kovac allemal: Seyed Mousavi, 2,03 Meter großer Mittelblocker, ist der mit Abstand beste Blockspieler des Turniers. Mit Zuspieler Saeid Marouflakrani, Annahmespieler Farhad Ghaemi und Libero Ahangaran Zarif sind weitere Iraner in den Bestenlisten der WM ganz vorne zu finden – die individuelle Klasse ist neben der mannschaftlichen Geschlossenheit und Ausgeglichenheit Trumpf. Für Bundestrainer Vital Heynen gibt es ein weiteres Argument für den Aufstieg: „Der Iran nutzt Volleyball, um der Welt zu zeigen, dass es mehr ist als ein Land ist mit politischen Problemen. Die Spieler vertreten das Land, bekommen enorme Unterstützung durch die Fans, sie sind Helden. Da holen die Spieler ihre Kraft her.”

Das deutsche Team lernte die neue Kraft der Iraner 2013 am eigenen Leib kennen, als sie beim World League-Gastauftritt in Teheran im ersten Spiel böse unter die Räder kamen (0:3). 12.000 Zuschauer peitschten ihre Helden nach vorne, das deutsche Team ging im Aufschlaghagel unter. Tags darauf revanchierte sich die DVV-Auswahl allerdings mit einem ebenso glatten 3:0-Sieg. Für Sebastian Schwarz gibt es Anerkennung für die Iraner: „Sie waren im Final Six der World League und sind dort auch bei der WM – das sind beeindruckende Leistungen. Es ist eine schwere Aufgabe. Aber das ist normal, wenn man in dieser Phase einer WM ist.”

Dabei schien die entscheidende Phase der WM für die Asiaten nach der ganz knappen 2:3-Niederlage (Iran hatte einen Matchball) im Zweitrundenspiel gegen Polen nicht mehr erreichbar zu sein, doch sie rangen am Tag danach Serbien 3:1 nieder und profitierten von der überraschenden 2:3-Niederlage der Amerikaner gegen Argentinien. Nun stehen die stolzen Perser unter den besten sechs Teams, bereits dies ist ein toller Erfolg. Das bislang beste WM-Ergebnis ist ein 19. Platz, der vor vier Jahren in Italien erzielt wurde.

Die Iraner gewannen zuletzt zweimal souverän die Asienmeisterschaft und sind nicht mit den anderen asiatischen Teams wie China, Korea oder Japan zu vergleichen. Denn die Iraner sind – ohne die zwei Liberos - im Schnitt 197,5 Zentimeter groß und in diesem Bereich somit mit den weltbesten Nationen absolut konkurrenzfähig. Ein großer „Brocken” für die deutsche Mannschaft, aber „Fallobst” kann in dieser Phase des Turniers auch keiner erwarten.

Während sich die Iraner die 0:3-Niederlage der DVV-Männer gegen Frankreich ansahen, hat das deutsche Team den Druck, gewinnen zu müssen, um die Halbfinalchance zu wahren.

Von:  dvv

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